Samstag, 1.02.2014 –
Montag, 3.02.2014
Zum ersten Mal bin ich alleine unterwegs nach Bani. Keine
Reisegruppe und kein Reiseleiter, die mir zur Seite stehen könnten. Es beginnt
schon damit, dass ich mich Samstagvormittag nur bis zur U-Bahnhaltestelle
„HOHEMARK“ der U3 in Oberursel bringen lasse – ab da fahre ich alleine zum
Flughafen. An sich ist das für mich keine große Herausforderung, bin ich doch
ÖPNV-erprobt. Aber Bauarbeiten im S-Bahn-Tunnel, Verspätungen und eine
überfüllte S8 Richtung Flughafen machen die Sache auch für mich wieder
spannend. Da ich genug Zeit eingeplant habe bin ich rechtzeitig zum Einchecken
am Flughafen. Die Schlange vor dem Schalter der Qatar-Airways ist zwar ziemlich
lang, aber es geht doch überraschend schnell. Nach der üblichen Sicherheits-
und Passkontrolle habe ich dann noch genug Zeit bis zum Boarding. Die 6 Stunden
nach Doha vergehen tatsächlich „wie im Flug“ – und nach 3 Stunden Wartezeit
startet der Flug nach Manila fast pünktlich. Ich kann ca. 4 Stunden schlafen,
so dass ich zwar nicht komplett ausgeruht, aber wach in Manila ankomme. Dort
werde ich schon von Dulce und Nito erwartet. Zusammen mit ihren Kindern und
Begleitung holen sie mich ab und bevor wir nach Bani fahren, treffen wir uns
noch in einer der zahlreichen Malls (Einkaufszentrum) von Manila mit Dulces
älterer Schwester und deren Mann zum Dinner. Nach einer mehr als 5-stündigen
Fahrt kommen wir dann gegen 23.30h in Bani an. Ich wohne bei Ate Lita, die uns
schon sehnsüchtig erwartet. Nach einer kurzen herzlichen Begrüßung gehen wir
schlafen, denn der Tag war lang und anstrengend.
Montag früh bin ich schon um 7.00h wach – trotz
Zeitverschiebung und Jetlag. Nach einem ausgiebigen Frühstück verbringen Lita
und ich den Vormittag ganz gemütlich mit Austausch über die Ereignisse des
vergangenen Jahres. So merken wir nicht, dass es schon Zeit zum Mittagessen
ist, bis Fr. Jonas eine Nachricht schickt, dass wir zum Lunch erwartet werden.
Schnell machen wir uns auf den Weg zur Kirche. Dort angekommen muss ich vor dem
Essen noch die voranschreitenden Bauarbeiten an der Kirche bewundern. Der neue
Anbau an die Kirche ist wirklich beeindruckend und man kann sich jetzt schon gut
vorstellen wie es einmal aussehen wird wenn er fertig ist. Sehr gut gefällt mir
das neue Kreuz. Fr. Jonas hat sich hier von dem von Thomas Eckermann
gestifteten Kreuz auf dem Großen Feldberg inspirieren lassen. Ich finde es
schafft eine ganz besondere Verbindung zwischen den Partnergemeinden Schmitten
und Bani.
Nach dem Mittagessen, das wir mit Nachtisch und Kaffee bis
in den frühen Nachmittag verlängern,
besprechen wir die Planung für die Zeit meines Aufenthaltes in Bani.
Anschließend fahren wir nach Alaminos wo ich im Pastoral Center Geld tauschen
kann und mir anschließend in der Mall noch eine philippinische SIM-Karte
besorge. So kann ich vor Ort für kleines Geld Kontakt halten und muss mein
Konto nicht mit den teuren Rooming-Tarifen strapazieren. Es ist derzeit also
nicht möglich mich über Handy zu erreichen, da ich alle Dienste abgeschaltet
habe.
Ab Dienstag wird das Programm für mich etwas straffer, es
bleibt aber zwischendurch noch genug Zeit zum ausruhen. Ganz so, wie ich es mir
gewünscht habe, entfällt der „große Bahnhof“ und ich kann mir in den nächsten
Tagen einen Eindruck über den Stand und den Fortschritt der verschiedenen
Projekte machen. Also, lieber LeserInnen, dran bleiben – die nächsten Berichte
werden sicher interessant!
Dienstag, 4.02.2014
Das Programm des heutigen Tages widmet sich ganz dem Projekt
der behinderten Kinder. Eigentlich sind inzwischen daraus zwei Projekte
geworden. Begonnen hatte alles mit dem STAC-Program (Stimulation and Activity
Center for Special Children). Dieses Programm wurde seinerzeit von der
Zivilgemeinde Bani zusammen mit einer dänischen Organisation gestartet. Nachdem
die Dänen sich aus dem Projekt zurückzogen, ist die Kirchengemeinde Bani hier
aktiv geworden. Das war etwa zur gleichen Zeit als die Schmittener Gemeinden
sich entschlossen haben die Partnerschaft mit Bani zu beginnen. Zuerst gab es
nur einen kleinen Therapieraum in der Stadtmitte von Bani. Da es aber noch mehr
behinderte Kinder in den sog. „Uplands“ gibt, die den weiten Weg nach Bani zu
Therapie nicht regelmäßig kommen können, entschloss man sich im Centro Toma
eine weitere Therapiegruppe einzurichten. Zu Beginn fand die Therapie hier in
der Markthalle statt, inzwischen gibt es ein Health Center
(Gesundheitszentrum), gebaut von der Zivilgemeinde, das von der
Therapiegruppe genutzt werden kann. Die
Gruppentreffen finden aber nach wie vor in der Markthalle statt.
Den Therapieraum in der Stadtmitte gibt es seit einiger Zeit
nicht mehr, da die meisten Kinder sowieso von außerhalb kamen. Stattdessen
wurde vor etwa 5 Jahren in der Bani East Integrated School die
SPED-Class eingerichtet (Special Education), die von Madame Pinky geleitet
wird. Eine, wie ich finde, sehr engagierte Lehrerin, die sich zusammen mit dem
taubstummen Lehrer A… um die derzeit insgesamt 35 SchülerInnen kümmert. Die
Gruppe setzt sich zusammen aus Kindern verschiedenen Alters und verschiedener
Behinderungen: Taubstumme, Blinde, geistig
und körperlich Behinderte u.a. werden gemeinsam unterrichtet. In zwei Schichten
besuchen die Kinder den Unterricht, die eine Hälfte vormittags bis zum Lunch,
die andere Hälfte nachmittags. Die meisten Kinder werden immer begleitet von
einem Familienmitglied, das während des Unterrichts anwesend ist und sich auch
um das Mittagessen kümmert.
Unser erster Besuch heute Vormittag gilt der SPED-Class. Wir
sind um 9.45h mit der Schuldirektorin verabredet. Gemeinsam besuchen wir die
Klasse. Da Walter Henkes und ich letztes Jahr schon mal hier waren werde ich
von einigen wieder erkannt. Madame Pinky freut sich sehr über die Buntstifte,
die ich mitgebracht habe. Finanziert wurden diese Stifte aus einer Privatspende
von Frau Demer aus Mengerskirchen. Des Weiteren konnte ich eine Spende aus dem
Benefizkonzert des Männergesangvereines und der Zimbächer Musikanten Mengerskirchen
von 965,- Eur übergeben. Dieses Geld wird u.a. für den Bau eines Sanitärraumes
für die SPED-Class verwendet. Derzeit liegt die Toilette innerhalb des
Klassenraumes was zwar praktisch aber nicht unbedingt hygienisch ist. Geplant
ist ein Anbau an den Klassenraum mit Toilette, Dusche und Waschbecken. Dadurch
wird auch im Klassenraum wieder Platz gewonnen und einer Anschaffung von
dringend benötigten Tischen und Stühlen steht dann nichts mehr im Weg.
Madame Pinky liebt ihre SchülerInnen und versucht alles um
ihnen Erfolgserlebnisse zu verschaffen. Ihr aktuelles Projekt: Teilnahme an
einem Wettbewerb im Bocchia spielen. Einige der SchülerInnen mit Downsyndrom
sind wohl sehr gut darin. Allerdings fehlen ihr dazu richtige Bocchiakugeln.
Ich habe ihr versprochen, dass ich versuche diese zu organisieren. Falls also
jemand von meinen LeserInnen noch ein paar Kugeln im Keller hat, die seit
Jahren nicht benutzt werden und entbehrlich sind – bitte bei mir melden! Ich
organisiere gerne die Abholung und den Transport nach Bani.
Nach den Mittagessen fahren wir dann ins Centro Toma. Mit
uns kommen 4 Studentinnen, die im Rahmen ihres Sozialarbeit-Studiums eine
Auswertung der Arbeit der letzten 5 Jahre im Centro Toma anfertigen werden. Außerdem
begleitet uns Alan, der Sohn von Dr. Pio, der heute für die Therapie zuständig
ist. Nach der Begrüßung durch Dulce dürfen sich alle Gäste vorstellen und ein
paar kurze Worte sagen, dann beginnen die 4 Studentinnen auch schon mit ihrer
Arbeit. Zuerst befragen sie die anwesenden Kinder über ihr derzeitiges
Befinden, wie es ihnen vor 5 Jahren gegangen ist und was sie sich für die
Zukunft wünschen. Je nach Fähigkeit schreiben oder malen die Kinder ihre
Antworten. Dazu können sie schon die Buntstifte benutzen, die ich auch für
diese Kinder von der Privatspende aus Mengerskirchen finanziert habe. Im
Anschluss werden die einzelnen Ergebnisse der Gruppe vorgetragen. Nach einer
kurzen Spielpause beginnt dann die Befragung der anwesenden Mütter mit der
Vorstellung auch dieser Resultate – diesmal von den Müttern selbst. Noch
während ihres Vortrages bricht die erste Mutter in Tränen aus und so geht es
dann immer weiter. Alle sitzen da und heulen – aber es ist keine Traurigkeit
sondern es sind Freudentränen die hier vergossen werden, denn für alle hat sich
das Leben zum Besseren gewandelt. Eine Mutter vergleicht ihr Leben mit einer
Frucht, die früher sauer war und jetzt süß geworden ist. Selten habe ich so
Etwas erlebt – auch wenn ich kein Tagalog verstehe kommen diese Emotionen doch
direkt bei mir an.
Schnell verfliegt die Zeit und wir müssen uns verabschieden.
Allerdings nicht ohne das Versprechen bald wieder zu kommen. Es ist immer
wieder eine Freude hierher zu kommen und zusehen welche Fortschritte diese
Kinder machen. Nicht zuletzt auch durch die finanzielle Unterstützung unserer
SpenderInnen. An dieser Stelle möchte ich ganz herzlich der Gemeinde
Waldernbach für ihre Spende über 1.800,- Eur danken, die in diesem Projekt sicher
gut angelegt sind.
Mittwoch, 5.02.2014
Ganz Bani ist in diesen Tag eifrig dabei das Pacwan-Festival
vor zu bereiten (Fest der Wassermelonen). Seit Anfang der Woche wird in der
Schule für den Wettbewerb der Trommler und Fahnenschwenker geprobt und die
Stadt putzt sich heraus für die Festtage, die heute beginnen. Dazu später mehr.
Unbeeindruckt von all diesen Aktivitäten machen wir uns
heute Vormittag auf den Weg in die Barangay Bugtong um an dem dortigen
Feedingprogram teil zu nehmen. Auch eines unserer Projekte, das wir seit Beginn
der Partnerschaft unterstützen. Mit Unterbrechung im Schuljahr 2011/2012 ist
das seit 2007 das vierte Programm dieser Art. Schon der Weg dorthin ist ein Erlebnis
für sich. Ich bin ja schon vorgewarnt worden, die Straße sei sehr staubig, und
das entspricht auch wirklich den Tatsachen. Nachdem wir von der Hauptstraße
abbiegen und eine mehr als abenteuerliche Brücke überquert haben, beginnt der
„Aufstieg“ nach Bugtong über eine staubige Piste die teilweise wie ein Tunnel
ohne Deckel in die Landschaft geschnitten wurde. Es gibt kaum Steine, dafür
aber sehr lehmigen Boden der sich unter den Reifen unseres 4-Gang-getriebenen
Busses zu einer feinen Staubwolke entwickelt. Da ich vorne beim Fahrer sitzen
darf bin ich davon nicht betroffen, aber alle die hinten auf der offenen
Ladefläche sitzen hüllen sich in Tücher um nicht zu viel von dem Staub zu
schlucken. Man kann sich vorstellen was bei Regen mit dieser Straße passiert:
sie verwandelt sich in eine nur zu Fuß und mit Mühe passierbare
Schlammrutschbahn.
Nach ca. 45 Minuten erreichen wir die Elementary School von Bugtong,
wo wir schon von der Schulleiterin und drei weiteren LehrerInnen erwartet
werden. In der Schule werden insgesamt 48 Kinder der verschiedenen Altersstufen
in 3 gemischten Klassen unterrichtet; jeweils 1.+2., 3.+4. und 5.-6. Klasse
zusammen. Außerdem gibt es noch die sog. „Kinder“-Klasse mit drei 5-jährigen –
man könnte das als Vorschule betrachten. Als wir ankommen ist gerade noch
Unterricht, aber die LehrerInnen verlassen wie selbstverständlich die
Klassenräume um uns zu begrüßen. Die Kinder bleiben die ganze Zeit alleine in
den Klassenräumen und arbeiten weiter. Ich glaube das wäre bei uns nicht
möglich.
Das Feedingprogram beinhaltet finanzielle Hilfe zum
täglichen Mittagessen für alle Kinder und Schulung der Eltern bzgl. „gesundes
Kochen“. An den fünf Schultagen sind jeweils 2 Eltern für die Zubereitung des
Mittagessens verantwortlich. Am Anfang der Woche wird ein Kochplan erstellt
nach dem dann auch die Zutaten gekauft werden. Zu Beginn des Feedingprogram im
Juni 2013 waren 80 % dieser Kinder untergewichtig und mangelernährt. Heute
haben alle das altersgemäß normale Mindestgewicht und auch ihr Gesamtzustand
hat sich verbessert. Die Schulleiterin dokumentiert die Entwicklung in einem
4-wöchigen Bericht mit genauer Gewichtskontrolle aller Kinder. Ein weiterer
Vorteil dieses gemeinsamen Mittagessens ist, dass die Kinder in der Pause nicht nach Hause müssen und
daher auch zum Nachmittagsunterricht in der Schule sind.
Nach einer Vorstellungsrunde und dem Bericht der
Schulleiterin über die Fortschritte der Kinder nehmen wir teil an dem
Mittagessen. Zuerst essen natürlich die Kinder – alle in ihren Klassenräumen.
Danach können wir das von den Eltern zubereitete Gericht probieren. Natürlich
gibt es jede Menge Reis, dazu eine Art Fleisch/Gemüse-Topf. Wir verbringen den
Rest der Pause in gemütlicher Runde unter einem großen Mangobaum und als der
Unterricht um 13.00h wieder beginnt machen wir uns auf den Rückweg nach Bani.
Da wir erst am Abend wieder zum Essen bei Dulce und Nito
verabredet sind nutzen Lita und ich den Nachmittag zum Ausruhen. Endlich komme
ich dazu das mitgebrachte Buch anzufangen. Lita macht ein kleines Nickerchen
und vergisst darüber ganz, dass sie als Lektorin für den Nachmittags-gottesdienst
eingeteilt ist. Erst als wir uns fürs Abendessen fertig machen fällt es ihr
wieder ein!
Wir werden von Nito abgeholt und auf dem Weg zu seinem Haus holen wir noch Schwester Maribelle, Schwester Anna und Schwester Colette ab, die auch in unserer Straße wohnen und sammeln Dr.Pio an der City Hall auf. Wir verbringen gemeinsam einen lustigen Abend bei Nito und Dulce, zu dem sich etwas später auch noch Fr. Jonas und Fr. Divino gesellen. Erst um 21.00h kommen wir zurück nach Hause – satt und müde.
Wir werden von Nito abgeholt und auf dem Weg zu seinem Haus holen wir noch Schwester Maribelle, Schwester Anna und Schwester Colette ab, die auch in unserer Straße wohnen und sammeln Dr.Pio an der City Hall auf. Wir verbringen gemeinsam einen lustigen Abend bei Nito und Dulce, zu dem sich etwas später auch noch Fr. Jonas und Fr. Divino gesellen. Erst um 21.00h kommen wir zurück nach Hause – satt und müde.
Ps: Sorry, dass ich erst so spät diese Berichte
veröffentlichen kann, aber ich hatte lange keinen Internetzugang. Ich hoffe das
bessert sich in den nächsten Tagen.
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