Freitag, 7.02.2014
Heute treffen wir uns früh um 8.00h mit Fr. Divino an der
Kirche um ihn in die Barangay Colayo zur wöchentlichen Messe zu begleiten.
„Colayo“ heisst „weit weg“ – die Barangay trägt diesen Namen aufgrund der
Tatsache, dass die Strasse unbefestigt und es daher ein langer und mühsamer Weg
dorthin war. Heute ist die Strasse besser und man kommt schneller dorthin, aber
der Name ist geblieben.
Als wir an der Kapelle ankommen wird die Glocke geläutet –
ein Zeichen für alle BewohnerInnen, dass in Kürze die Messe beginnt. Man hat
uns schon kommen sehen, aber zuerst finden sich nur wenige Frauen ein. Also wird
die Glocke erneut geläutet! Zu Beginn der Messe sind es dann ca. 15 Frauen und
Kinder und 2 alte Männer. Fr. Divino ist erst seit kurzem in der Parish Bani
tätig und bei der Begrüßung stellt sich dann heraus, dass einige der Frauen
mich zwar kennen, da sie mich bei meinen letzten Besuchen in Bani gesehen habe,
Fr. Divino aber nur für den Fahrer gehalten haben. Das sorgt dann für ein
herzliches Gelächter zu Beginn des Gottesdiensts. Im Anschluss werden wir dann
noch kurz zu einer kleinen Merienda in das Haus der Vertreterin des örtlichen
Pfarrgemeinderates gebeten. Aber da Fr. Divino weitere Termine hat fahren wir
schon bald zurück nach Bani. Dort warten wir im Pfarrhaus bis es Zeit zum
Mittagessen ist, was mir Gelegenheit gibt meine Mails zu checken und weitere
Teile meines Berichtes zu veröffentlichen.
Nach der Mittagspause haben wir um 14.00h ein Treffen mit
den SchülerInnen aus unserem „Scholarchip-program“. Derzeit sind es noch vier:
Nikkhie, Avelino, Wilfred und Lyzander. Alle werden zum Ende des Schuljahres
2014, d.h. Ende März/Anfang April ihren Abschluss machen und dann hoffentlich
bald eine bezahlte Arbeit in dem erlernten Beruf finden. Nikkhie macht eine
Ausbildung zur Krankenschwester und Avelino zum Automechaniker. Wilfred
studiert Mathematik für Lehramt und Lyzander macht eine Ausbildung zum
Verwaltungsfachangestellten. Zu Beginn sind alle noch etwas zurückhaltend und
schüchtern, aber schon nach kurzer Zeit ist das Eis gebrochen und sie erzählen
von sich und ihrem derzeitigen Tagesablauf. Mit von der Partie ist auch Ronald,
der letztes Jahr schon seinen Abschluss zum Grundschullehrer gemacht hat.
Leider hat er bis jetzt noch keine Anstellung als Lehrer gefunden, obwohl er
sich schon bei einigen Schulen beworben hat. Zwischendurch hat er für ein paar
Monate in Baguio in einem Callcenter gearbeitet, ist dann aber wieder nach Bani
zurück gekommen. Derzeit hilft er seiner Mutter, die einen Gemüsestand auf dem
Markt von Bani betreibt. Sein Bestreben ist es aber noch die Prüfung für das
Lehramt an staatlichen Schulen zu machen. Das wird die Chance auf eine Stelle
für ihn deutlich verbessern. Einzig Rachelle Ann hat es geschafft nach ihrem
Abschluss letztes Jahr eine Stelle in Manila zu bekommen. Daher kann sie bei
dem Treffen auch nicht anwesend sein, denn sie hat den Job erst kürzlich
angetreten und wir wissen ja alle, dass man nach wenigen Tagen nicht schon
Urlaub nehmen kann. Das ist hier nicht anders als bei uns.
Der Rest des Nachmittags ist frei, da wir erst am Abend um
18.30h bei den Schwestern zum Abendessen verabredet sind. Dort werden wir, wie
schon die letzten Male, von Sr. Maribelle, Sr. Colette und Sr. Anna mit einem
Menü aus philippinischen und burmesischen Köstlichkeiten verwöhnt. Sr. Colette
und Sr. Anna kommen aus Myanmar (früher Burma) und wurden von ihrem Orden schon
vor einigen Jahren auf die Philippinen gesendet. Bevor sich die Runde auflöst
singt Sr. Anna auf Wunsch von Fr. Divino uns ein burmesisches Lied in ihrer
Muttersprache – für mich das erste Mal diese Sprache zu hören.
Zurück bei Lita werden wir von ihrer Haushaltshilfe mit der
Info empfangen, dass ihr Enkel Zedrick nicht nach Hause gekommen ist. Wie schon
berichtet findet derzeit in Bani ja das Pakwan-Festival statt und er ist wohl
mit seinen Freunden zur Plaza um sich die Parade anzusehen. Nachdem er um
22.00h immer noch nicht zu Hause ist – Lita ist inzwischen mindestens alle 10
Minuten auf die Strasse gelaufen um besorgt nach ihm Ausschau zu halten – macht
sie sich auf den Weg zur Plaza um ihn zu suchen. Als die beiden dann gemeinsam
zurück kommen hat er die Strafpredigt schon hinter sich und schleicht sich mit
eingezogenen Schultern in sein Zimmer. So kommen wir an diesem Abend erst spät
ins Bett.
Samstag, 8.02.2014
Heute ist in Salasa ein Höhepunkt der Feierlichkeiten zum
300jährigen Jubiläum der Kirche „Our Lady of Lourdes“, zu dem wir eingeladen
sind. Wir treffen uns früh um 8.15h an der Ausfallstrasse von Bani Richtung
Alaminos. Nito hat schon gestern hier sein Auto abgestellt, da heute in Bani
wegen der Parade zum Pakwan-Festival die Straßen gesperrt sind.
Pünktlich zur feierlichen Einweihung der Marienstatue neben
der Kirche erreichen wir Salasa. Es sind schon viele Menschen auf dem Platz und
bei der anschließenden Messe mit dem Bischof in der Kirche werden es noch mehr.
Der Gottesdienst ist wirklich sehr feierlich. Ein gemischter Chor aus verschiedenen
Gemeinden unterstützt den Gesang der Gemeinde, da einige der Lieder wohl neu
sind. Am Ende der Messe überreicht Peter dann u.a. die Geschenke aus
Ffm-Goldstein/Schwanheim, der Partnergemeinde von Salasa, da niemand von dort
der Einladung zur heutigen Feier folgen konnte. Anschließend sind dann alle
offiziellen Gäste zur Agape – also zum Lunch – in den Convent eingeladen. Mit
Peter und Ingrid ist auch Christian Maier gekommen – er ist derzeit in Burgos
zu Besuch und bleibt noch bis Montag. Für mich nach einer Woche die erste
Gelegenheit mit Peter und Ingrid zu sprechen. Wenn ich am Sonntag nach Burgos
umziehe werde ich dazu noch reichlich Gelegenheit haben.
Nach dem Mittagessen und einer kurzen Pause, die einige für
eine kleine Siesta nutzen, beginnt die „Streetdance Competition“ – ein
Straßentanzwettbewerb ausgetragen zwischen 10 verschiedenen Barangays von
Salasa. Das ganze Beginnt mit dem Einzug der Tanzgruppe auf der Plaza, d.h.
schon auf dem Weg dorthin werden kurz kleine Teile des Programms vorgeführt.
Dann auf der Plaza beginnt nach der offizielle Begrüßung der eigentliche
Wettbewerb. Doch darauf müssen wir dann noch fast eine Stunde warten, denn nach
dem Hören der phil. Nationalhymne werden erst mal ausführlich alle anwesenden
Honoratioren vorgestellt und begrüßt und diese ihrerseits halten dann mehr oder
weniger kurze Ansprachen. An diesem Punkt ist meine Ausdauer schon fast
erschöpft, da die Sonne inzwischen unseren Platz erreicht hat und erbarmungslos
auf uns niederbrennt. Außerdem drängen sich immer mehr Menschen um uns herum,
da die Plaza nicht sehr groß ist und der Innenraum ja für die tanzenden Gruppen
gebraucht wird. Nach der dritten Gruppe habe ich genug, denn die Hitze ist
immer unerträglicher geworden. Dulce, Nita und ich gehen zurück zum Convent und
schauen uns in aller Ruhe die Ausstellung der Marienstatuen an. Da es erst um
18.00h mit dem Dinner weitergeht haben wir genug Zeit zum Ausruhen.
Das Dinner beginnt nach 1 ½-stündiger Wartezeit um 19.30h.
Bis dahin und währenddessen werden wir mit Livemusik unterhalten. Anstatt am
Buffet anzustehen wird uns heute das Essen am Platz serviert. Bei der Masse an
Menschen keine einfache Aufgabe für den engagierten Cateringservice. Es geht
aber dann doch ziemlich schnell, da ein Heer an Bedienungen das Ganze gut im
Griff hat. Das Unterhaltungsprogramm läuft in der Zwischenzeit weiter und
steigert sich dann nach dem Essen. Verschiedene Gruppen und Chöre tanzen und
singen. Nach dem Chor der Priester verabschieden wir uns und machen uns gegen
22.00h auf den Heimweg nach Bani. Meine letzte Nacht bei Nita – morgen nach dem
Gottesdienst werde ich von Peter und Ingrid abgeholt und verbringe mit ihnen
die letzten Tage bis zu meiner Heimreise in Burgos.
Auf dem Heimweg bin ich in Gedanken beim Gründungsgottesdienst
unserer neuen Pfarrei St.Franziskus + Clara der heute Abend 18.00h Ortszeit in
Neu-Anspach stattfindet - leider ohne mich.
Sonntag, 9.02.2014
Meine erste Woche ist jetzt schon vorbei und heute nach der
Messe ziehe ich um zu den OC’s nach Burgos. Der Tag startet eigentlich wie
gewohnt, aber dann ist doch alles anders. Da wir gestern erst spät zurück
gekommen sind haben wir nicht mit bekommen, dass Lita’s Sohn J.R. gekommen ist.
So sind wir zum Frühstück zu viert. J.R. und Zedrick gehen dann auf die Plaza
sich die Parade zum Pakwan-Festival ansehen, Lita und ich gehen um 8.00h in die
Kirche. Der dritte Gottesdienst dieses Sonntag beginnt um 8.30h – heute
zusammen mit Peter und Ingrid, die mich anschließend nach Burgos mitnehmen. Wir
kommen aber nicht gleich nach dem Gottesdienst los, denn Fr. Jonas möchte den
beiden den Fortschritt der Bauarbeiten an der Kirche zeigen. Natürlich wird
dann noch die unvermeidliche Merienda serviert – eine heisse Reissuppe mit
Hühnchen. Das ist schon fast ein Mittagessen und es ist noch nicht mal 10.00h!
Da wir um 12.30h zum Lunch in Burgos sein müssen, machen wir uns dann bald auf
den Weg. Erst müssen wir noch mein Gepäck holen und da Lita ein Meeting in
Alaminos hat fahren wir diesen kleinen Umweg um sie dort ab zu setzen.
Ingrid nutzt die Gelegenheit für einen kurzen Einkauf auf
dem Markt in Alaminos – sie benötigt dringend Spülbürsten. Sie kommt zurück mit
zwei großen bunten Toilettenbürsten – es gab nichts anderes. Da die Funktion ja
erst nach der ersten Benutzung fest gelegt ist, kommt es darauf nicht an.
In Burgos angekommen zeigen mir Peter und Ingrid zuerst
einmal ihr kleines Reich, das sie bewohnen. Es handelt sich um ein geräumiges
Gästeappartement mit einer kleinen Wohnküche und 4 Schlafzimmern mit jeweils eigenem Bad. Die
Wohnung liegt direkt über dem Speisesaal, den Fr. Aaron „Limburg-Hall“ genannt
hat. Das ganze Gebäude ist relativ neu, die Wohnung wurde erst kurz vor Peter
und Ingrids Ankunft fertig gestellt. Die Zimmer sind einfach aber sauber und
das Bad perfekt ausgestattet. Ich beziehe mein Zimmer und dann ist es auch
schon Zeit zum Lunch zu gehen. Das Appartement hat eine direkten Zugang zum
darunterliegenden Speisesaal über eine steile Stahlwendeltreppe, die bei jedem
Schritt beunruhigend wackelt.
An dieser Stelle ein paar kurze Infos zu den OC’s =
Opificies Christi. Es handelt sich um einen relativ jungen Orden der von Fr.
Aaron Acorda Bamba gegründet wurde und der Fokularebewegung angehört. Neben Fr.
Aaron und einem weiteren Priester leben in der Gemeinschaft noch 9 Brüder –
alle ziemlich jung. Mal sehen ob ich es schaffe mir bis zu meiner Abreise alle
Namen zu merken.
Nach dem Mittagessen haben wir Zeit für eine Siesta und
trinken dann gemütlich einen Kaffee. Wir tauschen uns aus über die Erlebnisse
der letzten Zeit und ich berichte über meine Zeit in Bani. Nach einiger Zeit
verschwindet Ingrid dann in Richtung Küche, wo Fr. Mike bereits mit den
Vorbereitungen für das Abendessen begonnen hat. Tagsüber kümmert sich Irene um
die Zubereitung der Mahlzeiten, aber für das Abendessen ist Mike zuständig. Er
ist ein leidenschaftlicher Hobbykoch und probiert gerne neue Rezepte aus. Nach
einer Weile schaue ich auch mal in der Küche vorbei und helfe noch bei den
letzten Vorbereitungen.
Um 19.30h begeben wir uns zum Abendgebet. Danach gibt es
Abendessen zu dem zum ersten Mal alle Brüder und auch Fr. Aaron anwesend sind.
Anschließend bleiben wir noch eine Weile zusammen und unterhalten uns. Da Fr.
Aaron heute erst aus Manila zurück gekommen ist hat er Nachholbedarf an
Informationen von Peter und Ingrid.
Wir beenden den Abend mit einem Absacker in unserer kleinen
Dreier-WG auf Zeit. Danach falle ich müde in mein Bett. Da ich keine Hunde höre
verzichte ich auf die Ohrstöpsel, die Ingrid mir gegeben hat für den Fall, dass
es zu laut ist und ich nicht schlafen kann.