Für diese beiden Tage ist unser
Orientation-Program bei PREDA geplant. Da wir viel vor haben, ist Frühstück
schon um 7.00h und Abfahrt um 8.00h – so können wir uns schon mal wieder an
andere Zeiten gewöhnen, denn ab Montag beginnt für uns alle ja wieder der
Alltag.
Erste Station am Freitag Vormittag
ist eine Barangay in Olongapo wo in einer Kooperative die Recyclingprodukte
verkauft werden, die von Frauen aus der Barangay in Heimarbeit hergestellt
werden. PREDA nimmt diese Produkte ab und vermarktet sie in Deutschland über
die Weltläden. Sie bestehen aus gesäuberten Trinkpäckchen aus denen dann kleine
und große Taschen, Federmäppchen, Portemonnaies o.ä. genäht werden. Extra für
uns gibt es eine kurze Demonstration an einer sehr alten elektrischen
Nähmaschine, die erst funktioniert nachdem Hans-Peter den Wackelkontakt behoben
hat. Wir haben hier auch Gelegenheiten die Produkte zu kaufen, was wir
natürlich nutzen um unsere letzten Pesos sinnvoll zu investieren.
Unser nächstes Ziel ist dann eine
Farm fernab von den Hauptstraßen, wo wir mehr über die Aeta, die
philippinischen Ureinwohner, und ihre Lebensweise erfahren. Der Weg dorthin
führt buchstäblich über Stock und Stein und wir müssen sogar einen Fluss
durchqueren, der dank der derzeitigen Trockenzeit nur etwa knietief Wasser
führt und wir ihn deshalb bequem mit dem Auto durchqueren können. Für
Hans-Peter, unseren Fahrer, ist das ein großer Spaß
Vor Ort empfängt uns der Chief
der Aetas in der Barangay Cabadong. Von ihm erfahren wir viel über die Art und
Lebensweise der Aetas in dieser Region. So war es z.B. noch bis vor etwa einer
Generation üblich, dass Heiraten arrangiert wurden, d.h. die Eltern des
zukünftigen Paares haben die Absprachen über die Vermählung getroffen, ohne
dass Braut und Bräutigam mitbestimmen konnten. Und es war üblich, dass die
Brautmutter von der Familie des Bräutigams eine „Entschädigung“ verlangen
konnte. Das konnte Geld sein, aber auch ein Nutztier (Schwein, Kuh etc.).
Die Aetas in dieser Region sind
bedroht von Minengesellschaften, die der phil. Regierung für den Abbau von
seltenen Schwermetallen Geld bezahlen und dort dann im Tagebau diese abbauen.
Natürlich wird hier nicht auf Umweltschutz geachtet und wenn die Firmen das
Land ausgebeutet haben hinterlassen sie verseuchte Flüsse und belastete Böden.
Für die Aetas ist das besonders schlimm, da sie mit und von der Natur leben.
Ihre Philosophie ist: Nimm nur so viel wie Du brauchst, nach dir könnte jemand
kommen, der auch etwas braucht. PREDA hilft hier den Aetas beim Kampf gegen die
Minengesellschaften.
Nach einer kurzen Pause mit
Lunch, den wir als Picknick mitgenommen haben, werden noch unsere letzten
Fragen beantwortet, dann geht es weiter zu einer weiteren Aeta-Community in den
Bergen. Wer dachte, dass die Flussdurchquerung schon das Abenteuerlichste
dieses Tages war, wird eines besseren belehrt: nachdem wir die „normalen“
Straßen verlassen haben geht es fast querfeldein über schmale Weg und durch
trockene Flussbetten bis kurz vor das Dorf der Aetas.
Diese Aetas waren ursprünglich
Nomaden und lebten bis vor 20 Jahren im Gebiet des Pinatubo. Nach dessen
Ausbruch Anfang 1991 haben sie sich jetzt in dieser Region niedergelassen. Sie
betreiben Landwirtschaft mit Anbau von Obst und Gemüse aber sie gehen auch noch
Jagen, entsprechend ihrer Tradition. PREDA hilft hier mit einem
„Housingprojekt“, d.h. neben den traditionellen Bambushütten werden feste
Häuser gebaut, die bei Taifun sicherer sind.
Nach einem Gruppenbild machen wir
uns auf den Rückweg, denn vor dem Abendessen wollen wir noch mit Fr. Shay einen
Gottesdienst feiern. Unterwegs kaufen wir Mangos, die wir mit nach Deutschland
nehmen wollen. Auf dem Rückweg zu PREDA ist so viel Verkehr, dass wir es gerade
so pünktlich zu vereinbarter Zeit schaffen da zu sein. Wie immer wird bei
unserem Eintreffen erst mit den Vorbereitungen für den Gottesdienst begonnen,
der dann etwa eine ¾-Stunde später startet. Mit uns zusammen feiern noch die
älteren Mädchen aus dem Home for girls den Gottesdienst. Walter konzelebriert
und so können wir den Gottesdienst in Deutsch, Englisch und Tagalog feiern.
Nach dem Abendessen treffen wir
uns zum gemeinsamen Ausklang auf der Dachterrasse. Das badische Ehepaar hat uns
zum Abschied und als Dank für die Mitfahrgelegenheit bei dem heutigen Ausflug
zu einem Bier eingeladen. Wir spielen auch noch eine Runde „Kuhhandel“ bevor
ich dann ins Bett gehe. Der Tag war sehr anstrengend und voll mit Eindrücken,
die verarbeitet werden müssen.
In der Nacht von Freitag auf
Samstag hat es geregnet und die Luft ist herrlich frisch, als wir Samstag nach
dem Frühstück zu unserem letzten Ausflug aufbrechen. Auf dem Programm steht
noch der Besuch des Home for boys. Der Weg dorthin führt durch eine ländliche
Gegend mit vielen kleinen Farmen. Das Haus wurde vor 2 Jahren fertig und von
den Jungen bezogen. Derzeit leben hier 28 Jungen, die von PREDA aus den
verschiedenen Gefängnissen aus Manila geholt wurden und die hier jetzt an einem
Resozialisierungsprogramm teilnehmen. Sie lernen mit Unterstützung der
Mitarbeiter von PREDA ein selbstständiges Leben zu führen. So können sie z.B.
verschiedene handwerkliche Berufe erlernen. Außerdem befindet sich auf dem
Gelände eine Farm, auf der die Jungen auch mitarbeiten. Es werden hier Schweine
und Geflügel gezüchtet und Gemüse angebaut. Diese Produkte sind hauptsächlich
zum Eigenbedarf, werden aber auch auf dem Markt verkauft.
Nach einer Einführung durch den
Verantwortlichen des heutigen Tages machen wir einen Rundgang durch das Haus
und über das Gelände. Es ist interessant zu sehen, wie sich die Anlage
verändert hat seitdem wir sie 2010 zum ersten Mal gesehen haben.
Um näheren Kontakt zu den Jungen
zu bekommen ist unsere Zeit dort leider viel zu kurz und nachdem Peter den
versammelten Jungen unsere Gruppe kurz vorgestellt hat, ist der Besuch auch
schon wieder zu Ende und wir fahren zurück.
Nach dem Mittagessen haben wir
die Gelegenheit noch kurz mit Fr. Shay zu sprechen bevor wir unsere letzten
Sachen packen und es endgültig heißt Abschied zu nehmen von Franzi uns Sina,
die wieder mit dem Bus zurück fahren. Aus Alaminos sind Sherwin und Noli
gekommen, die uns zum Flughafen bringen sollen. Der Abschied wird tränenreich,
was auch an mir nicht ganz spurlos vorüber geht.
Wir fahren los in Richtung
Olongapo. Schon nach wenigen Metern merken wir, dass Noli mit dem Wagen nicht
zurechtkommt. Er kann die Gänge nicht einlegen und würgt den Wagen mehrfach ab.
Dann fängt die Kupplung an zu stinken und der Wagen bewegt sich nur noch
ruckelnd vorwärts. Dazu kommt noch, dass der Weg Richtung Manila nicht ganz
klar ist und Sister Carol mehrmals aussteigen muss um nach dem Weg zu fragen. Schnell
merken wir, wenn das so weiter geht kommen wir nicht rechtzeitig zum Flughafen.
So schlägt Hans-Peter vor das Steuer zu übernehmen, denn er hat den Wagen in
den letzten Tagen gefahren und ist gut damit zurecht gekommen. Er kann uns zwar
zurück auf die Straße bringen, aber der Wagen ist kaputt. Der erste, dritte und
fünfte Gang sind nicht mehr zu benutzen. Trotzdem schafft er es im zweiten und
vierten Gang den Weg zum Highway nach Manila zu finden und als wir erst mal auf
der Piste sind läuft es. Aber Hans-Peter befürchtet, dass der Wagen nicht so lange
durchhalten wird. Peter hat inzwischen schon bei den Brüdern der OC’s in Manila
angerufen und verabredet, dass diese uns am Stadtrand von Manila abholen und
zum Flughafen bringen. Bis dahin haben wir noch einige heikle Situationen zu
überstehen. Das Stop-and-go vor den Mautstationen ist tödlich für das
angeschlagene Getriebe, es gibt unterwegs Baustellen. Je näher wir nach
Manila kommen desto dichter wird der Verkehr und kurz vor dem Treffpunkt platzt
einem vor uns fahrenden LKW ein Reifen, dessen Gummi unter unser Auto fliegt.
Aber wir schaffen es trotzdem heil bis zum vereinbarten Treffpunkt zu kommen dank
Hans-Peter unserem unerschrockenen Fahrer – der Held des heutigen Tages!
Kurz nach uns kommen zwei Brüder
mit dem Bus der OC’s an und wir steigen um und werden zum Flughafen gefahren.
Wir sind alle sehr erleichtert, dass das so gut geklappt hat und wir ohne
Probleme unseren Flieger erreichen werden. Zum Einchecken sind wir sogar noch
eine Stunde zu früh da. Der Abschied von den Fahrern und Sister Carol fällt
sehr kurz aus, dann bringen wir die Kofferkontrolle am Eingang hinter uns.
Nachdem Einchecken und
Passkontrolle etc. sitzen wir jetzt in der Manila-Lounge und erholen uns von
der Aufregung der vergangenen Stunden. In 2 Stunden startet unser Flieger nach
Doha und wenn es keine weiteren Zwischenfälle gibt sind wir hoffentlich am
Sonntag Mittag in Frankfurt.