Montag, 10. Februar 2014

Colayo / Salasa / Burgos



Freitag, 7.02.2014
Heute treffen wir uns früh um 8.00h mit Fr. Divino an der Kirche um ihn in die Barangay Colayo zur wöchentlichen Messe zu begleiten. „Colayo“ heisst „weit weg“ – die Barangay trägt diesen Namen aufgrund der Tatsache, dass die Strasse unbefestigt und es daher ein langer und mühsamer Weg dorthin war. Heute ist die Strasse besser und man kommt schneller dorthin, aber der Name ist geblieben.
Als wir an der Kapelle ankommen wird die Glocke geläutet – ein Zeichen für alle BewohnerInnen, dass in Kürze die Messe beginnt. Man hat uns schon kommen sehen, aber zuerst finden sich nur wenige Frauen ein. Also wird die Glocke erneut geläutet! Zu Beginn der Messe sind es dann ca. 15 Frauen und Kinder und 2 alte Männer. Fr. Divino ist erst seit kurzem in der Parish Bani tätig und bei der Begrüßung stellt sich dann heraus, dass einige der Frauen mich zwar kennen, da sie mich bei meinen letzten Besuchen in Bani gesehen habe, Fr. Divino aber nur für den Fahrer gehalten haben. Das sorgt dann für ein herzliches Gelächter zu Beginn des Gottesdiensts. Im Anschluss werden wir dann noch kurz zu einer kleinen Merienda in das Haus der Vertreterin des örtlichen Pfarrgemeinderates gebeten. Aber da Fr. Divino weitere Termine hat fahren wir schon bald zurück nach Bani. Dort warten wir im Pfarrhaus bis es Zeit zum Mittagessen ist, was mir Gelegenheit gibt meine Mails zu checken und weitere Teile meines Berichtes zu veröffentlichen.
Nach der Mittagspause haben wir um 14.00h ein Treffen mit den SchülerInnen aus unserem „Scholarchip-program“. Derzeit sind es noch vier: Nikkhie, Avelino, Wilfred und Lyzander. Alle werden zum Ende des Schuljahres 2014, d.h. Ende März/Anfang April ihren Abschluss machen und dann hoffentlich bald eine bezahlte Arbeit in dem erlernten Beruf finden. Nikkhie macht eine Ausbildung zur Krankenschwester und Avelino zum Automechaniker. Wilfred studiert Mathematik für Lehramt und Lyzander macht eine Ausbildung zum Verwaltungsfachangestellten. Zu Beginn sind alle noch etwas zurückhaltend und schüchtern, aber schon nach kurzer Zeit ist das Eis gebrochen und sie erzählen von sich und ihrem derzeitigen Tagesablauf. Mit von der Partie ist auch Ronald, der letztes Jahr schon seinen Abschluss zum Grundschullehrer gemacht hat. Leider hat er bis jetzt noch keine Anstellung als Lehrer gefunden, obwohl er sich schon bei einigen Schulen beworben hat. Zwischendurch hat er für ein paar Monate in Baguio in einem Callcenter gearbeitet, ist dann aber wieder nach Bani zurück gekommen. Derzeit hilft er seiner Mutter, die einen Gemüsestand auf dem Markt von Bani betreibt. Sein Bestreben ist es aber noch die Prüfung für das Lehramt an staatlichen Schulen zu machen. Das wird die Chance auf eine Stelle für ihn deutlich verbessern. Einzig Rachelle Ann hat es geschafft nach ihrem Abschluss letztes Jahr eine Stelle in Manila zu bekommen. Daher kann sie bei dem Treffen auch nicht anwesend sein, denn sie hat den Job erst kürzlich angetreten und wir wissen ja alle, dass man nach wenigen Tagen nicht schon Urlaub nehmen kann. Das ist hier nicht anders als bei uns.
Der Rest des Nachmittags ist frei, da wir erst am Abend um 18.30h bei den Schwestern zum Abendessen verabredet sind. Dort werden wir, wie schon die letzten Male, von Sr. Maribelle, Sr. Colette und Sr. Anna mit einem Menü aus philippinischen und burmesischen Köstlichkeiten verwöhnt. Sr. Colette und Sr. Anna kommen aus Myanmar (früher Burma) und wurden von ihrem Orden schon vor einigen Jahren auf die Philippinen gesendet. Bevor sich die Runde auflöst singt Sr. Anna auf Wunsch von Fr. Divino uns ein burmesisches Lied in ihrer Muttersprache – für mich das erste Mal diese Sprache zu hören.
Zurück bei Lita werden wir von ihrer Haushaltshilfe mit der Info empfangen, dass ihr Enkel Zedrick nicht nach Hause gekommen ist. Wie schon berichtet findet derzeit in Bani ja das Pakwan-Festival statt und er ist wohl mit seinen Freunden zur Plaza um sich die Parade anzusehen. Nachdem er um 22.00h immer noch nicht zu Hause ist – Lita ist inzwischen mindestens alle 10 Minuten auf die Strasse gelaufen um besorgt nach ihm Ausschau zu halten – macht sie sich auf den Weg zur Plaza um ihn zu suchen. Als die beiden dann gemeinsam zurück kommen hat er die Strafpredigt schon hinter sich und schleicht sich mit eingezogenen Schultern in sein Zimmer. So kommen wir an diesem Abend erst spät ins Bett.
Samstag, 8.02.2014
Heute ist in Salasa ein Höhepunkt der Feierlichkeiten zum 300jährigen Jubiläum der Kirche „Our Lady of Lourdes“, zu dem wir eingeladen sind. Wir treffen uns früh um 8.15h an der Ausfallstrasse von Bani Richtung Alaminos. Nito hat schon gestern hier sein Auto abgestellt, da heute in Bani wegen der Parade zum Pakwan-Festival die Straßen gesperrt sind.
Pünktlich zur feierlichen Einweihung der Marienstatue neben der Kirche erreichen wir Salasa. Es sind schon viele Menschen auf dem Platz und bei der anschließenden Messe mit dem Bischof in der Kirche werden es noch mehr. Der Gottesdienst ist wirklich sehr feierlich. Ein gemischter Chor aus verschiedenen Gemeinden unterstützt den Gesang der Gemeinde, da einige der Lieder wohl neu sind. Am Ende der Messe überreicht Peter dann u.a. die Geschenke aus Ffm-Goldstein/Schwanheim, der Partnergemeinde von Salasa, da niemand von dort der Einladung zur heutigen Feier folgen konnte. Anschließend sind dann alle offiziellen Gäste zur Agape – also zum Lunch – in den Convent eingeladen. Mit Peter und Ingrid ist auch Christian Maier gekommen – er ist derzeit in Burgos zu Besuch und bleibt noch bis Montag. Für mich nach einer Woche die erste Gelegenheit mit Peter und Ingrid zu sprechen. Wenn ich am Sonntag nach Burgos umziehe werde ich dazu noch reichlich Gelegenheit haben.
Nach dem Mittagessen und einer kurzen Pause, die einige für eine kleine Siesta nutzen, beginnt die „Streetdance Competition“ – ein Straßentanzwettbewerb ausgetragen zwischen 10 verschiedenen Barangays von Salasa. Das ganze Beginnt mit dem Einzug der Tanzgruppe auf der Plaza, d.h. schon auf dem Weg dorthin werden kurz kleine Teile des Programms vorgeführt. Dann auf der Plaza beginnt nach der offizielle Begrüßung der eigentliche Wettbewerb. Doch darauf müssen wir dann noch fast eine Stunde warten, denn nach dem Hören der phil. Nationalhymne werden erst mal ausführlich alle anwesenden Honoratioren vorgestellt und begrüßt und diese ihrerseits halten dann mehr oder weniger kurze Ansprachen. An diesem Punkt ist meine Ausdauer schon fast erschöpft, da die Sonne inzwischen unseren Platz erreicht hat und erbarmungslos auf uns niederbrennt. Außerdem drängen sich immer mehr Menschen um uns herum, da die Plaza nicht sehr groß ist und der Innenraum ja für die tanzenden Gruppen gebraucht wird. Nach der dritten Gruppe habe ich genug, denn die Hitze ist immer unerträglicher geworden. Dulce, Nita und ich gehen zurück zum Convent und schauen uns in aller Ruhe die Ausstellung der Marienstatuen an. Da es erst um 18.00h mit dem Dinner weitergeht haben wir genug Zeit zum Ausruhen.
Das Dinner beginnt nach 1 ½-stündiger Wartezeit um 19.30h. Bis dahin und währenddessen werden wir mit Livemusik unterhalten. Anstatt am Buffet anzustehen wird uns heute das Essen am Platz serviert. Bei der Masse an Menschen keine einfache Aufgabe für den engagierten Cateringservice. Es geht aber dann doch ziemlich schnell, da ein Heer an Bedienungen das Ganze gut im Griff hat. Das Unterhaltungsprogramm läuft in der Zwischenzeit weiter und steigert sich dann nach dem Essen. Verschiedene Gruppen und Chöre tanzen und singen. Nach dem Chor der Priester verabschieden wir uns und machen uns gegen 22.00h auf den Heimweg nach Bani. Meine letzte Nacht bei Nita – morgen nach dem Gottesdienst werde ich von Peter und Ingrid abgeholt und verbringe mit ihnen die letzten Tage bis zu meiner Heimreise in Burgos.
Auf dem Heimweg bin ich in Gedanken beim Gründungsgottesdienst unserer neuen Pfarrei St.Franziskus + Clara der heute Abend 18.00h Ortszeit in Neu-Anspach stattfindet - leider ohne mich.


Sonntag, 9.02.2014
Meine erste Woche ist jetzt schon vorbei und heute nach der Messe ziehe ich um zu den OC’s nach Burgos. Der Tag startet eigentlich wie gewohnt, aber dann ist doch alles anders. Da wir gestern erst spät zurück gekommen sind haben wir nicht mit bekommen, dass Lita’s Sohn J.R. gekommen ist. So sind wir zum Frühstück zu viert. J.R. und Zedrick gehen dann auf die Plaza sich die Parade zum Pakwan-Festival ansehen, Lita und ich gehen um 8.00h in die Kirche. Der dritte Gottesdienst dieses Sonntag beginnt um 8.30h – heute zusammen mit Peter und Ingrid, die mich anschließend nach Burgos mitnehmen. Wir kommen aber nicht gleich nach dem Gottesdienst los, denn Fr. Jonas möchte den beiden den Fortschritt der Bauarbeiten an der Kirche zeigen. Natürlich wird dann noch die unvermeidliche Merienda serviert – eine heisse Reissuppe mit Hühnchen. Das ist schon fast ein Mittagessen und es ist noch nicht mal 10.00h! Da wir um 12.30h zum Lunch in Burgos sein müssen, machen wir uns dann bald auf den Weg. Erst müssen wir noch mein Gepäck holen und da Lita ein Meeting in Alaminos hat fahren wir diesen kleinen Umweg um sie dort ab zu setzen.
Ingrid nutzt die Gelegenheit für einen kurzen Einkauf auf dem Markt in Alaminos – sie benötigt dringend Spülbürsten. Sie kommt zurück mit zwei großen bunten Toilettenbürsten – es gab nichts anderes. Da die Funktion ja erst nach der ersten Benutzung fest gelegt ist, kommt es darauf nicht an.
In Burgos angekommen zeigen mir Peter und Ingrid zuerst einmal ihr kleines Reich, das sie bewohnen. Es handelt sich um ein geräumiges Gästeappartement mit einer kleinen Wohnküche und  4 Schlafzimmern mit jeweils eigenem Bad. Die Wohnung liegt direkt über dem Speisesaal, den Fr. Aaron „Limburg-Hall“ genannt hat. Das ganze Gebäude ist relativ neu, die Wohnung wurde erst kurz vor Peter und Ingrids Ankunft fertig gestellt. Die Zimmer sind einfach aber sauber und das Bad perfekt ausgestattet. Ich beziehe mein Zimmer und dann ist es auch schon Zeit zum Lunch zu gehen. Das Appartement hat eine direkten Zugang zum darunterliegenden Speisesaal über eine steile Stahlwendeltreppe, die bei jedem Schritt beunruhigend wackelt.
An dieser Stelle ein paar kurze Infos zu den OC’s = Opificies Christi. Es handelt sich um einen relativ jungen Orden der von Fr. Aaron Acorda Bamba gegründet wurde und der Fokularebewegung angehört. Neben Fr. Aaron und einem weiteren Priester leben in der Gemeinschaft noch 9 Brüder – alle ziemlich jung. Mal sehen ob ich es schaffe mir bis zu meiner Abreise alle Namen zu merken.
Nach dem Mittagessen haben wir Zeit für eine Siesta und trinken dann gemütlich einen Kaffee. Wir tauschen uns aus über die Erlebnisse der letzten Zeit und ich berichte über meine Zeit in Bani. Nach einiger Zeit verschwindet Ingrid dann in Richtung Küche, wo Fr. Mike bereits mit den Vorbereitungen für das Abendessen begonnen hat. Tagsüber kümmert sich Irene um die Zubereitung der Mahlzeiten, aber für das Abendessen ist Mike zuständig. Er ist ein leidenschaftlicher Hobbykoch und probiert gerne neue Rezepte aus. Nach einer Weile schaue ich auch mal in der Küche vorbei und helfe noch bei den letzten Vorbereitungen.
Um 19.30h begeben wir uns zum Abendgebet. Danach gibt es Abendessen zu dem zum ersten Mal alle Brüder und auch Fr. Aaron anwesend sind. Anschließend bleiben wir noch eine Weile zusammen und unterhalten uns. Da Fr. Aaron heute erst aus Manila zurück gekommen ist hat er Nachholbedarf an Informationen von Peter und Ingrid.
Wir beenden den Abend mit einem Absacker in unserer kleinen Dreier-WG auf Zeit. Danach falle ich müde in mein Bett. Da ich keine Hunde höre verzichte ich auf die Ohrstöpsel, die Ingrid mir gegeben hat für den Fall, dass es zu laut ist und ich nicht schlafen kann.

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