Dienstag, 8. Januar 2013

Freitag, 4.Januar 2013 bis Montag, 7.Januar 2012



Die nächsten Tage werden besonders interessant, denn wir verbringen sie in unseren jeweiligen Partnergemeinden. Nach einer kurzen Inforunde am Morgen werden Walter, Franzi und ich nach dem Mittagessen von Fr. Jonas abgeholt und nach Bani gebracht. Hier erwartet uns kein großer Bahnhof sondern nur ein erfreulich kleines Empfangskomitee. Nach der Begrüßung werde ich gleich aufgefordert die Partnerschaftskerze zu entzünden und im Anschluss an das Partnerschaftsgebet in Deutsch und Tagalog folgt eine kurze Vorstellungsrunde. Danach werden in einer sehr ausführlichen Präsentation über den aktuellen Stand der Partnerschaftsprojekte in Bani informiert. Ich bin wirklich beeindruckt wie gut organisiert und strukturiert hier gearbeitet wird.

Nach der unvermeidlichen Merienda werden wir in unsere Gastfamilien gebracht wo wir die nächsten drei Tage schlafen werden. Franzi verbringt diese Tage natürlich in ihrer Gastfamilie, wo sie auch schon die letzten 3 Monate verbracht hat. Walter wohnt bei Dulce und Nito und ich in bei Ate Lita, der Vorsitzenden des Pfarrgemeinderates,  untergebracht. Heute passiert nicht mehr viel außer dass wir noch zum Dinner im Pfarrhaus verabredet sind.

An dieser Stelle muss ich mal was zum Essen sagen: auf den Philippinen wird mindestens fünfmal am Tag gegessen. Zu allen großen Mahlzeiten – auch zum Frühstück – gehört Fisch und Reis, es gibt aber auch sehr leckere Fleisch- und Hähnchengerichte und die Gemüse der Region. Zwischendurch gibt es die sogenannte Merienda, eine Art Snack, zu welchem hier aber auch schon mal Spaghetti mit Tomatensauce serviert wird. Ansonsten gibt es süße Gerichte, vorzugsweise mit Reis. Ich habe noch nie so viele verschiedene Arten der Reiszubereitung gesehen wie hier – und für jede gibt es eine eigene Bezeichnung auf Tagalog.

Am Samstag startet dann unser Besuchsprogramm mit dem Besuch des STAC in Centro Toma (Stimulation and activity Center for special children=Therapiezentrum für behinderte Kinder). Um 10.00h soll hier die Messe beginnen, doch vorher findet eine Therapiesitzung für die anwesenden Kinder statt. Normalerweise kommt hierfür einmal pro Woche eine Therapeutin nach Centro Toma. Doch heute wird die Therapie von Joshua, Dulce und Nitos Sohn, und dessen Freundin Nessy übernommen. Die beiden sind fertig ausgebildete Physiotherapeuten.
Es ist beeindruckend zu sehen, welche Fortschritte die Kinder in den letzten zwei Jahren seit unserem letzten Besuch gemacht haben. Einige habe ich zum ersten Mal 2007 gesehen und seitdem bei jedem unserer Besuche und man kann deutliche Fortschritte in ihrer Entwicklung und Mobilität feststellen. Viele der Kinder haben spastische Lähmungen die durch elektronische Stimulation und gezielte Übungen zwar nicht geheilt aber doch gemindert werden konnten, so dass es Kinder gibt, die bis vor zwei Jahren noch in einem Rollstuhl saßen oder von ihren Müttern getragen werden mussten, die heute laufen können.
Mittlerweile gibt es auch regelmäßige Besuche von Ärzten in der hiesigen Niederlassung der Gesundheitsstation, die nicht nur die Kinder regelmäßig untersuchen, sondern auch die Schwangeren. Mit Unterstützung der jeweiligen Hebamme vor Ort gibt es eine Schwangerschaftsvorsorge, die hilft, schon im Vorfeld Probleme zu erkennen. Mehr und mehr Frauen gehen jetzt zur Geburt in die nächste Klinik, so dass die Rate der behindert geborenen Kinder in den letzten Jahren erheblich gesunken ist.
Unser Projekt hat also Kreise gezogen und Andere dazu angeregt hier auch aktiv zu werden, um die Situation der Menschen in dieser doch sehr armen Region zu verbessern. Das zeigt mir, dass sich unser Engagement hier wirklich gelohnt hat, natürlich nicht zuletzt dank der vielen Spenden aus unseren Gemeinden. Dafür möchte ich mich an dieser Stelle bei allen SpenderInnen sehr herzlich bedanken, auch im Namen der Kinder aus Centro Toma!

Weiter geht es an diesem Tag dann nach dem Gottesdienst, der „pünktlich“ zu philippinischer Zeit um 10.30h beginnt. Fr. Jonas und Walter waren vorher noch ein einer anderen Barangay zur Messe, was länger gedauert hat als erwartet. Vom Centro Toma fahren wir nach Surip und verbringen hier im Haus des ehemaligen Bürgermeisters von Bani den Nachmittag mit Essen, Schwimmen und einem kurzen Meeting. Hierbei geht es um das Scholarship-Program (Schülerförderung) bzw. im konkreten Fall um Rachelle. Ihr Schulgeld wurde bisher aus dem Fond von Fr. Toni übernommen, da dieser aber dieses Jahr 75 wird und sich aus dem aktiven Priesterdienst zurück zieht, wird es nicht mehr bezahlt. Ihre Frage an uns als Vertreter der Partnerschaft ist jetzt, ob wir die Kosten für ihre letzten zwei Semester übernehmen können.
Walter hat von der „Klimbim“-Kneipe in Mengerskirchen einen Spendenbetrag von 700,00 Eur bekommen, der dafür ausreichend ist und so kann er Rachelle diesen Betrag überreichen, die sich wirklich sehr darüber freut.
v.l.n.r. Rachelle, Walter, Ronald, Nita

Nach unserer Rückkehr nach Bani und einer kurzen Pause in unseren Gastfamilien geht es am Abend weiter nach Lucap, wo wir mit Fr. Jonas zum Abendessen verabredet sind. Diesmal gehen wir nicht ins Maxin’s sondern zwei Häuser weiter in ein anderes Restaurant. Auch hier gibt es reichlich Fisch und Meeresfrüchte, lecker zubereitet und teilweise scharf gewürzt. Nach dem Essen und unserer Rückkehr nach Hause sitze ich noch lange mit Ate Lita zusammen und erfahre ein bisschen mehr über ihr Leben. Sie ist Witwe, hat 2 Töchter und 2 Söhne, die alle nicht in Bani leben. Sie lebt allein mit Ihrem 8-jährigen Enkel dessen Vater in Baguio und dessen Mutter in Singapore arbeitet. Zurzeit ist ihre Tochter Emily zu Besuch, sie wohnt in der Nähe von Dagupan und muss am Montag wieder zurück zu ihrer Familie. Ate Lita ist die Vorsitzende des Pfarrgemeinderates und außerdem Lektorin. Sie begleitet Fr. Jonas oft wenn er zur Messe in die Barangays fährt.

Sonntag beginnt der Tag für uns mit der zweiten Messe um 8.00h – Fest der Hl. Drei Könige. Wie immer werden wir der Gemeinde von Fr. Jonas vorgestellt und am Ende des Gottesdienstes überreiche ich die mitgebrachte Friedenskerze und spreche ein paar Grußworte.
Nach dem Frühstück im Pfarrhaus – für manche schon das zweite – fahren wir nach Catubig zu dem Konvent der Little Sisters of the poor, die hier ein Altersheim führen. In den letzten 3 Monaten war hier Franziskas Arbeitsplatz. Nachdem sie die Omas und Opas begrüßt hat führt sie uns herum und zeigt uns alles. Wir werden heute begleitet von den Scholars Rachelle, Ronald und Wilfred. Lysander ist leider nicht dabei, da er schon wieder in Manila ist.
Nach dem kleinen Rundgang erleben wir noch eine Vorführung. In der Aula steht ein Klavier und hier hat Franzi zusammen mit einer der Omas ein 4-händiges Klavierstück einstudiert, das uns die beiden jetzt zum Besten geben.

Unsere nächste Station ist dann Anda, eine große Insel, wo seit letztem Juli Fr. Edwin, ehemals Priester in Bani, seine neue Pfarrstelle hat. Er freut sich sehr Walter und mich zu sehen und wir tauschen Erinnerungen über den Besuch 2008 in Deutschland. Fr. Edwin lebt hier in einem neu gebauten Pfarrhause – sehr hell und modern. Die Gemeinde ist allerdings sehr klein und er ist alleine für die 18 dazugehörigen Barangays zuständig. Auf Anda gibt es noch andere Kirchen, die sehr stark sind, so z.B. die Independent philippino church oder die Methodisten. Er hat also viel missionarische Arbeit vor sich. Um in die Barangays zu kommen braucht er einen Jeep, denn die Straßen auf Anda sind sehr schlecht.
Nach dem Lunch fahren wir gemeinsam zu einem Strand – der einzige auf Anda mit weißem Sand – wo Walter und Franzi ein Bad im warmen Wasser nehmen. Schwimmen ist hier nicht so einfach, da der Strand sehr flach ist und man lange laufen muss um in etwas tieferes Wasser zu kommen.
Gut ausgeruht fahren wir dann zurück nach Bani. Unterwegs schlägt uns Nito vor noch einen Abstecher zu seiner Farm zu machen, was wir gerne annehmen. Dieser Ausflug lohnt sich wirklich, denn zum einen können wir sehen, wie Nito hier aus Wasserbüffeldung mit Hilfe von Regenwürmern natürlichen Dünger herstellt, und diesen dann verwendet um Gemüse anzubauen, dass er auf dem Markt von Bani verkauft. Außerdem erhalten Franzi und Walter die einmalige Gelegenheit auf einem Wasserbüffel zu reiten, was sich die beiden natürlich nicht entgehen lassen.
    
Auf dem Rückweg zeigt uns Nito dann noch den neu gebauten Damm oberhalb seiner Farm, der den Fluss nach Bani reguliert, so dass es zukünftig zur Regenzeit keine Überschwemmungen mehr geben wird. Außerdem wird mit dem Damm die Bewässerung der unterhalb gelegenen Felder gesichert, so dass es hier bald mehr als nur eine Reisernte gibt. Ein großes Projekt der philippinischen Regierung, das mit Hilfe von deutschen Ingenieuren umgesetzt wurde.
Unser letzter Tag hier in Bani endet mit dem Abendessen bei den Schwestern, in fröhlicher Runde mit Fr. Jonas.

Dann ist schon Montag und ich packe wieder meinen Koffer für die Heimfahrt ins Priesterseminar. Doch vorher haben wir im Pfarrhaus noch ein Meeting mit der Gruppe, die im Mai nach Deutschland kommen wird. Darunter ist u.a. auch Ate Lita, bei der ich gewohnt habe. Außerdem kommen noch mit: Fr. Jonas, Dr. Pio, ein pensionierter Lehrer, und Ronald, einer der Scholars. Wir versuchen alle offenen Fragen zu klären und sprechen danach noch kurz über die anderen Projekte und den Stand der Finanzen. Danach muss Fr. Jonas auch schon wieder zu seinem nächsten Termin eilen.
Wir Anderen fahren zusammen in die Schule, wo um 11.00h das Feeding-program stattfindet. Hier kann Walter die zweite Spende der Frauengemeinschaft Waldernbach über 500,00 eur übergeben.


Auch der Klasse der behinderten Kinder in der Schule statten wir noch einen Besuch ab, die sich über die mitgebrachten Buntstifte und Malbücher sehr freuen. In dieser sogenannte SPED-class (special education) werden die behinderten Kinder aus Bani gemeinsam unterrichtet von einer Lehrerin und einem taubstummen Lehrer. So lernen alle Kinder auch die Gehörlosensprache.

Nach dem Mittagessen im Pfarrhaus warten wir noch auf Franzi, die ein längeres Skype-Gespräch mit ihrer Familie in Deutschland führt. Dann müssen wir uns schon verabschieden und Dulce und Nito fahren uns zurück ins Priesterseminar. Wie immer sind diese drei Tage viel zu schnell vergangen und alle wünschen sich, dass wir bald wieder kommen.

Zurück im Seminar wartet schon der Rest unserer Gruppe und nach dem Abendessen gibt es eine große Austauschrunde, denn alle haben viel zu erzählen. Obwohl es schon spät ist findet sich nach dem Abendgebet die Zockerrunde zum Doppelkopfspielen zusammen. Neues Mitglied ist Iris, die das Spiel dank Walters und Hans-Peters Einführungen schon erstaunlich schnell gelernt hat. Eine Weile hilft ihr Ruth noch mit Tipps, aber danach schlägt sie sich auch alleine ganz gut.

Es war eine schöne Zeit in Bani, aber ich stelle fest, dass mir die Gruppe auch gefehlt hat und so werden wir die letzten Tage in Alaminos gemeinsam genießen, denn bald geht unser Zeit hier zu Ende.

Keine Kommentare:

Kommentar veröffentlichen