Die nächsten Tage werden besonders
interessant, denn wir verbringen sie in unseren jeweiligen Partnergemeinden. Nach
einer kurzen Inforunde am Morgen werden Walter, Franzi und ich nach dem
Mittagessen von Fr. Jonas abgeholt und nach Bani gebracht. Hier erwartet uns kein
großer Bahnhof sondern nur ein erfreulich kleines Empfangskomitee. Nach der
Begrüßung werde ich gleich aufgefordert die Partnerschaftskerze zu entzünden
und im Anschluss an das Partnerschaftsgebet in Deutsch und Tagalog folgt eine
kurze Vorstellungsrunde. Danach werden in einer sehr ausführlichen Präsentation
über den aktuellen Stand der Partnerschaftsprojekte in Bani informiert. Ich bin
wirklich beeindruckt wie gut organisiert und strukturiert hier gearbeitet wird.
Nach der unvermeidlichen Merienda
werden wir in unsere Gastfamilien gebracht wo wir die nächsten drei Tage
schlafen werden. Franzi verbringt diese Tage natürlich in ihrer Gastfamilie, wo
sie auch schon die letzten 3 Monate verbracht hat. Walter wohnt bei Dulce und
Nito und ich in bei Ate Lita, der Vorsitzenden des Pfarrgemeinderates, untergebracht. Heute passiert nicht mehr viel
außer dass wir noch zum Dinner im Pfarrhaus verabredet sind.
An dieser Stelle muss ich mal was
zum Essen sagen: auf den Philippinen wird mindestens fünfmal am Tag gegessen.
Zu allen großen Mahlzeiten – auch zum Frühstück – gehört Fisch und Reis, es
gibt aber auch sehr leckere Fleisch- und Hähnchengerichte und die Gemüse der Region.
Zwischendurch gibt es die sogenannte Merienda, eine Art Snack, zu welchem hier
aber auch schon mal Spaghetti mit Tomatensauce serviert wird. Ansonsten gibt es
süße Gerichte, vorzugsweise mit Reis. Ich habe noch nie so viele verschiedene
Arten der Reiszubereitung gesehen wie hier – und für jede gibt es eine eigene
Bezeichnung auf Tagalog.
Am Samstag startet dann unser
Besuchsprogramm mit dem Besuch des STAC in Centro Toma (Stimulation and activity Center for special children=Therapiezentrum
für behinderte Kinder). Um 10.00h soll hier die Messe beginnen, doch vorher
findet eine Therapiesitzung für die anwesenden Kinder statt. Normalerweise
kommt hierfür einmal pro Woche eine Therapeutin nach Centro Toma. Doch heute
wird die Therapie von Joshua, Dulce und Nitos Sohn, und dessen Freundin Nessy
übernommen. Die beiden sind fertig ausgebildete Physiotherapeuten.
Es ist beeindruckend zu sehen,
welche Fortschritte die Kinder in den letzten zwei Jahren seit unserem letzten
Besuch gemacht haben. Einige habe ich zum ersten Mal 2007 gesehen und seitdem
bei jedem unserer Besuche und man kann deutliche Fortschritte in ihrer
Entwicklung und Mobilität feststellen. Viele der Kinder haben spastische
Lähmungen die durch elektronische Stimulation und gezielte Übungen zwar nicht
geheilt aber doch gemindert werden konnten, so dass es Kinder gibt, die bis vor
zwei Jahren noch in einem Rollstuhl saßen oder von ihren Müttern getragen
werden mussten, die heute laufen können.
Mittlerweile gibt es auch
regelmäßige Besuche von Ärzten in der hiesigen Niederlassung der
Gesundheitsstation, die nicht nur die Kinder regelmäßig untersuchen, sondern
auch die Schwangeren. Mit Unterstützung der jeweiligen Hebamme vor Ort gibt es
eine Schwangerschaftsvorsorge, die hilft, schon im Vorfeld Probleme zu erkennen.
Mehr und mehr Frauen gehen jetzt zur Geburt in die nächste Klinik, so dass die
Rate der behindert geborenen Kinder in den letzten Jahren erheblich gesunken
ist.
Unser Projekt hat also Kreise
gezogen und Andere dazu angeregt hier auch aktiv zu werden, um die Situation
der Menschen in dieser doch sehr armen Region zu verbessern. Das zeigt mir,
dass sich unser Engagement hier wirklich gelohnt hat, natürlich nicht zuletzt
dank der vielen Spenden aus unseren Gemeinden. Dafür möchte ich mich an dieser
Stelle bei allen SpenderInnen sehr herzlich bedanken, auch im Namen der Kinder
aus Centro Toma!
Weiter geht es an diesem Tag dann
nach dem Gottesdienst, der „pünktlich“ zu philippinischer Zeit um 10.30h
beginnt. Fr. Jonas und Walter waren vorher noch ein einer anderen Barangay zur
Messe, was länger gedauert hat als erwartet. Vom Centro Toma fahren wir nach
Surip und verbringen hier im Haus des ehemaligen Bürgermeisters von Bani den
Nachmittag mit Essen, Schwimmen und einem kurzen Meeting. Hierbei geht es um
das Scholarship-Program (Schülerförderung) bzw. im konkreten Fall um Rachelle.
Ihr Schulgeld wurde bisher aus dem Fond von Fr. Toni übernommen, da dieser aber
dieses Jahr 75 wird und sich aus dem aktiven Priesterdienst zurück zieht, wird
es nicht mehr bezahlt. Ihre Frage an uns als Vertreter der Partnerschaft ist
jetzt, ob wir die Kosten für ihre letzten zwei Semester übernehmen können.
Walter hat von der „Klimbim“-Kneipe
in Mengerskirchen einen Spendenbetrag von 700,00 Eur bekommen, der dafür ausreichend
ist und so kann er Rachelle diesen Betrag überreichen, die sich wirklich sehr
darüber freut.
v.l.n.r. Rachelle, Walter, Ronald, Nita |
Nach unserer Rückkehr nach Bani und
einer kurzen Pause in unseren Gastfamilien geht es am Abend weiter nach Lucap,
wo wir mit Fr. Jonas zum Abendessen verabredet sind. Diesmal gehen wir nicht
ins Maxin’s sondern zwei Häuser weiter in ein anderes Restaurant. Auch hier
gibt es reichlich Fisch und Meeresfrüchte, lecker zubereitet und teilweise
scharf gewürzt. Nach dem Essen und unserer Rückkehr nach Hause sitze ich noch
lange mit Ate Lita zusammen und erfahre ein bisschen mehr über ihr Leben. Sie ist
Witwe, hat 2 Töchter und 2 Söhne, die alle nicht in Bani leben. Sie lebt allein
mit Ihrem 8-jährigen Enkel dessen Vater in Baguio und dessen Mutter in
Singapore arbeitet. Zurzeit ist ihre Tochter Emily zu Besuch, sie wohnt in der
Nähe von Dagupan und muss am Montag wieder zurück zu ihrer Familie. Ate Lita
ist die Vorsitzende des Pfarrgemeinderates und außerdem Lektorin. Sie begleitet
Fr. Jonas oft wenn er zur Messe in die Barangays fährt.
Sonntag beginnt der Tag für uns mit
der zweiten Messe um 8.00h – Fest der Hl. Drei Könige. Wie immer werden wir der
Gemeinde von Fr. Jonas vorgestellt und am Ende des Gottesdienstes überreiche
ich die mitgebrachte Friedenskerze und spreche ein paar Grußworte.
Nach dem Frühstück im Pfarrhaus –
für manche schon das zweite – fahren wir nach Catubig zu dem Konvent der Little
Sisters of the poor, die hier ein Altersheim führen. In den letzten 3 Monaten
war hier Franziskas Arbeitsplatz. Nachdem sie die Omas und Opas begrüßt hat führt
sie uns herum und zeigt uns alles. Wir werden heute begleitet von den Scholars
Rachelle, Ronald und Wilfred. Lysander ist leider nicht dabei, da er schon
wieder in Manila ist.
Nach dem kleinen Rundgang erleben
wir noch eine Vorführung. In der Aula steht ein Klavier und hier hat Franzi
zusammen mit einer der Omas ein 4-händiges Klavierstück einstudiert, das uns
die beiden jetzt zum Besten geben.
Unsere nächste Station ist dann
Anda, eine große Insel, wo seit letztem Juli Fr. Edwin, ehemals Priester in
Bani, seine neue Pfarrstelle hat. Er freut sich sehr Walter und mich zu sehen
und wir tauschen Erinnerungen über den Besuch 2008 in Deutschland. Fr. Edwin
lebt hier in einem neu gebauten Pfarrhause – sehr hell und modern. Die Gemeinde
ist allerdings sehr klein und er ist alleine für die 18 dazugehörigen Barangays
zuständig. Auf Anda gibt es noch andere Kirchen, die sehr stark sind, so z.B.
die Independent philippino church oder die Methodisten. Er hat also viel
missionarische Arbeit vor sich. Um in die Barangays zu kommen braucht er einen
Jeep, denn die Straßen auf Anda sind sehr schlecht.
Nach dem Lunch fahren wir
gemeinsam zu einem Strand – der einzige auf Anda mit weißem Sand – wo Walter
und Franzi ein Bad im warmen Wasser nehmen. Schwimmen ist hier nicht so
einfach, da der Strand sehr flach ist und man lange laufen muss um in etwas
tieferes Wasser zu kommen.
Gut ausgeruht fahren wir dann
zurück nach Bani. Unterwegs schlägt uns Nito vor noch einen Abstecher zu seiner
Farm zu machen, was wir gerne annehmen. Dieser Ausflug lohnt sich wirklich,
denn zum einen können wir sehen, wie Nito hier aus Wasserbüffeldung mit Hilfe
von Regenwürmern natürlichen Dünger herstellt, und diesen dann verwendet um
Gemüse anzubauen, dass er auf dem Markt von Bani verkauft. Außerdem erhalten
Franzi und Walter die einmalige Gelegenheit auf einem Wasserbüffel zu reiten,
was sich die beiden natürlich nicht entgehen lassen.
Auf dem Rückweg zeigt uns Nito
dann noch den neu gebauten Damm oberhalb seiner Farm, der den Fluss nach Bani reguliert,
so dass es zukünftig zur Regenzeit keine Überschwemmungen mehr geben wird. Außerdem
wird mit dem Damm die Bewässerung der unterhalb gelegenen Felder gesichert, so
dass es hier bald mehr als nur eine Reisernte gibt. Ein großes Projekt der
philippinischen Regierung, das mit Hilfe von deutschen Ingenieuren umgesetzt
wurde.
Unser letzter Tag hier in Bani
endet mit dem Abendessen bei den Schwestern, in fröhlicher Runde mit Fr. Jonas.
Dann ist schon Montag und ich
packe wieder meinen Koffer für die Heimfahrt ins Priesterseminar. Doch vorher
haben wir im Pfarrhaus noch ein Meeting mit der Gruppe, die im Mai nach
Deutschland kommen wird. Darunter ist u.a. auch Ate Lita, bei der ich gewohnt
habe. Außerdem kommen noch mit: Fr. Jonas, Dr. Pio, ein pensionierter Lehrer,
und Ronald, einer der Scholars. Wir versuchen alle offenen Fragen zu klären und
sprechen danach noch kurz über die anderen Projekte und den Stand der Finanzen.
Danach muss Fr. Jonas auch schon wieder zu seinem nächsten Termin eilen.
Wir Anderen fahren zusammen in
die Schule, wo um 11.00h das Feeding-program stattfindet. Hier kann Walter die
zweite Spende der Frauengemeinschaft Waldernbach über 500,00 eur übergeben.
Auch
der Klasse der behinderten Kinder in der Schule statten wir noch einen Besuch
ab, die sich über die mitgebrachten Buntstifte und Malbücher sehr freuen. In dieser
sogenannte SPED-class (special education) werden die behinderten Kinder aus
Bani gemeinsam unterrichtet von einer Lehrerin und einem taubstummen Lehrer. So
lernen alle Kinder auch die Gehörlosensprache.
Nach dem Mittagessen im Pfarrhaus
warten wir noch auf Franzi, die ein längeres Skype-Gespräch mit ihrer Familie
in Deutschland führt. Dann müssen wir uns schon verabschieden und Dulce und
Nito fahren uns zurück ins Priesterseminar. Wie immer sind diese drei Tage viel
zu schnell vergangen und alle wünschen sich, dass wir bald wieder kommen.
Zurück im Seminar wartet schon
der Rest unserer Gruppe und nach dem Abendessen gibt es eine große
Austauschrunde, denn alle haben viel zu erzählen. Obwohl es schon spät ist
findet sich nach dem Abendgebet die Zockerrunde zum Doppelkopfspielen zusammen.
Neues Mitglied ist Iris, die das Spiel dank Walters und Hans-Peters
Einführungen schon erstaunlich schnell gelernt hat. Eine Weile hilft ihr Ruth
noch mit Tipps, aber danach schlägt sie sich auch alleine ganz gut.
Es war eine schöne Zeit in Bani,
aber ich stelle fest, dass mir die Gruppe auch gefehlt hat und so werden wir
die letzten Tage in Alaminos gemeinsam genießen, denn bald geht unser Zeit hier
zu Ende.
Keine Kommentare:
Kommentar veröffentlichen