Samstag, 12. Januar 2013

Freitag, 11.Januar und Samstag 12.Januar 2013



Für diese beiden Tage ist unser Orientation-Program bei PREDA geplant. Da wir viel vor haben, ist Frühstück schon um 7.00h und Abfahrt um 8.00h – so können wir uns schon mal wieder an andere Zeiten gewöhnen, denn ab Montag beginnt für uns alle ja wieder der Alltag.
Erste Station am Freitag Vormittag ist eine Barangay in Olongapo wo in einer Kooperative die Recyclingprodukte verkauft werden, die von Frauen aus der Barangay in Heimarbeit hergestellt werden. PREDA nimmt diese Produkte ab und vermarktet sie in Deutschland über die Weltläden. Sie bestehen aus gesäuberten Trinkpäckchen aus denen dann kleine und große Taschen, Federmäppchen, Portemonnaies o.ä. genäht werden. Extra für uns gibt es eine kurze Demonstration an einer sehr alten elektrischen Nähmaschine, die erst funktioniert nachdem Hans-Peter den Wackelkontakt behoben hat. Wir haben hier auch Gelegenheiten die Produkte zu kaufen, was wir natürlich nutzen um unsere letzten Pesos sinnvoll zu investieren.
Unser nächstes Ziel ist dann eine Farm fernab von den Hauptstraßen, wo wir mehr über die Aeta, die philippinischen Ureinwohner, und ihre Lebensweise erfahren. Der Weg dorthin führt buchstäblich über Stock und Stein und wir müssen sogar einen Fluss durchqueren, der dank der derzeitigen Trockenzeit nur etwa knietief Wasser führt und wir ihn deshalb bequem mit dem Auto durchqueren können. Für Hans-Peter, unseren Fahrer, ist das ein großer Spaß

Vor Ort empfängt uns der Chief der Aetas in der Barangay Cabadong. Von ihm erfahren wir viel über die Art und Lebensweise der Aetas in dieser Region. So war es z.B. noch bis vor etwa einer Generation üblich, dass Heiraten arrangiert wurden, d.h. die Eltern des zukünftigen Paares haben die Absprachen über die Vermählung getroffen, ohne dass Braut und Bräutigam mitbestimmen konnten. Und es war üblich, dass die Brautmutter von der Familie des Bräutigams eine „Entschädigung“ verlangen konnte. Das konnte Geld sein, aber auch ein Nutztier (Schwein, Kuh etc.).
Die Aetas in dieser Region sind bedroht von Minengesellschaften, die der phil. Regierung für den Abbau von seltenen Schwermetallen Geld bezahlen und dort dann im Tagebau diese abbauen. Natürlich wird hier nicht auf Umweltschutz geachtet und wenn die Firmen das Land ausgebeutet haben hinterlassen sie verseuchte Flüsse und belastete Böden. Für die Aetas ist das besonders schlimm, da sie mit und von der Natur leben. Ihre Philosophie ist: Nimm nur so viel wie Du brauchst, nach dir könnte jemand kommen, der auch etwas braucht. PREDA hilft hier den Aetas beim Kampf gegen die Minengesellschaften.
Nach einer kurzen Pause mit Lunch, den wir als Picknick mitgenommen haben, werden noch unsere letzten Fragen beantwortet, dann geht es weiter zu einer weiteren Aeta-Community in den Bergen. Wer dachte, dass die Flussdurchquerung schon das Abenteuerlichste dieses Tages war, wird eines besseren belehrt: nachdem wir die „normalen“ Straßen verlassen haben geht es fast querfeldein über schmale Weg und durch trockene Flussbetten bis kurz vor das Dorf der Aetas.
Diese Aetas waren ursprünglich Nomaden und lebten bis vor 20 Jahren im Gebiet des Pinatubo. Nach dessen Ausbruch Anfang 1991 haben sie sich jetzt in dieser Region niedergelassen. Sie betreiben Landwirtschaft mit Anbau von Obst und Gemüse aber sie gehen auch noch Jagen, entsprechend ihrer Tradition. PREDA hilft hier mit einem „Housingprojekt“, d.h. neben den traditionellen Bambushütten werden feste Häuser gebaut, die bei Taifun sicherer sind.
Nach einem Gruppenbild machen wir uns auf den Rückweg, denn vor dem Abendessen wollen wir noch mit Fr. Shay einen Gottesdienst feiern. Unterwegs kaufen wir Mangos, die wir mit nach Deutschland nehmen wollen. Auf dem Rückweg zu PREDA ist so viel Verkehr, dass wir es gerade so pünktlich zu vereinbarter Zeit schaffen da zu sein. Wie immer wird bei unserem Eintreffen erst mit den Vorbereitungen für den Gottesdienst begonnen, der dann etwa eine ¾-Stunde später startet. Mit uns zusammen feiern noch die älteren Mädchen aus dem Home for girls den Gottesdienst. Walter konzelebriert und so können wir den Gottesdienst in Deutsch, Englisch und Tagalog feiern.
Nach dem Abendessen treffen wir uns zum gemeinsamen Ausklang auf der Dachterrasse. Das badische Ehepaar hat uns zum Abschied und als Dank für die Mitfahrgelegenheit bei dem heutigen Ausflug zu einem Bier eingeladen. Wir spielen auch noch eine Runde „Kuhhandel“ bevor ich dann ins Bett gehe. Der Tag war sehr anstrengend und voll mit Eindrücken, die verarbeitet werden müssen.

In der Nacht von Freitag auf Samstag hat es geregnet und die Luft ist herrlich frisch, als wir Samstag nach dem Frühstück zu unserem letzten Ausflug aufbrechen. Auf dem Programm steht noch der Besuch des Home for boys. Der Weg dorthin führt durch eine ländliche Gegend mit vielen kleinen Farmen. Das Haus wurde vor 2 Jahren fertig und von den Jungen bezogen. Derzeit leben hier 28 Jungen, die von PREDA aus den verschiedenen Gefängnissen aus Manila geholt wurden und die hier jetzt an einem Resozialisierungsprogramm teilnehmen. Sie lernen mit Unterstützung der Mitarbeiter von PREDA ein selbstständiges Leben zu führen. So können sie z.B. verschiedene handwerkliche Berufe erlernen. Außerdem befindet sich auf dem Gelände eine Farm, auf der die Jungen auch mitarbeiten. Es werden hier Schweine und Geflügel gezüchtet und Gemüse angebaut. Diese Produkte sind hauptsächlich zum Eigenbedarf, werden aber auch auf dem Markt verkauft.
Nach einer Einführung durch den Verantwortlichen des heutigen Tages machen wir einen Rundgang durch das Haus und über das Gelände. Es ist interessant zu sehen, wie sich die Anlage verändert hat seitdem wir sie 2010 zum ersten Mal gesehen haben.
Um näheren Kontakt zu den Jungen zu bekommen ist unsere Zeit dort leider viel zu kurz und nachdem Peter den versammelten Jungen unsere Gruppe kurz vorgestellt hat, ist der Besuch auch schon wieder zu Ende und wir fahren zurück.

Nach dem Mittagessen haben wir die Gelegenheit noch kurz mit Fr. Shay zu sprechen bevor wir unsere letzten Sachen packen und es endgültig heißt Abschied zu nehmen von Franzi uns Sina, die wieder mit dem Bus zurück fahren. Aus Alaminos sind Sherwin und Noli gekommen, die uns zum Flughafen bringen sollen. Der Abschied wird tränenreich, was auch an mir nicht ganz spurlos vorüber geht.
Wir fahren los in Richtung Olongapo. Schon nach wenigen Metern merken wir, dass Noli mit dem Wagen nicht zurechtkommt. Er kann die Gänge nicht einlegen und würgt den Wagen mehrfach ab. Dann fängt die Kupplung an zu stinken und der Wagen bewegt sich nur noch ruckelnd vorwärts. Dazu kommt noch, dass der Weg Richtung Manila nicht ganz klar ist und Sister Carol mehrmals aussteigen muss um nach dem Weg zu fragen. Schnell merken wir, wenn das so weiter geht kommen wir nicht rechtzeitig zum Flughafen. So schlägt Hans-Peter vor das Steuer zu übernehmen, denn er hat den Wagen in den letzten Tagen gefahren und ist gut damit zurecht gekommen. Er kann uns zwar zurück auf die Straße bringen, aber der Wagen ist kaputt. Der erste, dritte und fünfte Gang sind nicht mehr zu benutzen. Trotzdem schafft er es im zweiten und vierten Gang den Weg zum Highway nach Manila zu finden und als wir erst mal auf der Piste sind läuft es. Aber Hans-Peter befürchtet, dass der Wagen nicht so lange durchhalten wird. Peter hat inzwischen schon bei den Brüdern der OC’s in Manila angerufen und verabredet, dass diese uns am Stadtrand von Manila abholen und zum Flughafen bringen. Bis dahin haben wir noch einige heikle Situationen zu überstehen. Das Stop-and-go vor den Mautstationen ist tödlich für das angeschlagene Getriebe, es gibt unterwegs Baustellen. Je näher wir nach Manila kommen desto dichter wird der Verkehr und kurz vor dem Treffpunkt platzt einem vor uns fahrenden LKW ein Reifen, dessen Gummi unter unser Auto fliegt. Aber wir schaffen es trotzdem heil bis zum vereinbarten Treffpunkt zu kommen dank Hans-Peter unserem unerschrockenen Fahrer – der Held des heutigen Tages!
Kurz nach uns kommen zwei Brüder mit dem Bus der OC’s an und wir steigen um und werden zum Flughafen gefahren. Wir sind alle sehr erleichtert, dass das so gut geklappt hat und wir ohne Probleme unseren Flieger erreichen werden. Zum Einchecken sind wir sogar noch eine Stunde zu früh da. Der Abschied von den Fahrern und Sister Carol fällt sehr kurz aus, dann bringen wir die Kofferkontrolle am Eingang hinter uns.
Nachdem Einchecken und Passkontrolle etc. sitzen wir jetzt in der Manila-Lounge und erholen uns von der Aufregung der vergangenen Stunden. In 2 Stunden startet unser Flieger nach Doha und wenn es keine weiteren Zwischenfälle gibt sind wir hoffentlich am Sonntag Mittag in Frankfurt.

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